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Via ActivityPub Gespräche zurück ins WordPress-Blog holen

Vor einiger Zeit hatten Matthias Pfefferle und ich ein Gespräch über das Verbinden von WordPress-Blogs via ActivityPub mit dem Fediverse, genauer gesagt mit Mastodon. Matthias hat zu diesem Zweck für selbstgehostete Blogs ein Plugin entwickelt und tut das inzwischen auch für Automattic (WordPress.com).

In unserem Gespräch ging es um Detailfragen. Dabei stellten wir fest, dass das, was uns als technikaffinen Nutzern alles klar erscheint, für Einsteiger vermutlich nicht ganz so überschaubar ist. Daher habe ich ihn zu diesem Interview eingeladen.

Zunächst mal Danke, lieber Matthias, dass Du Dir die Zeit nimmst, die folgenden Fragen zu beantworten. Da sich unsere Website an Einsteiger richtet, müssen wir wohl ganz vorne anfangen. Also was ist eigentlich das OpenWeb oder das Fediverse und wie gehört da Mastodon rein? 

Matthias Pfefferle

Hallo Annette, vielen Dank für deine Einladung 🙂

Ich denke, wir sollten uns auf den Begriff „Fediverse“ konzentrieren, da „OpenWeb“ etwas zu allgemein ist und von verschiedenen Gruppen unterschiedlich interpretiert wird. Viele Open Source Projekte setzen „Open Web“ oft mit „Open Source“ gleich, ein Beispiel hierfür ist Drupals „Open Web Manifesto“.

Fediverse ist ein „Kofferwort“ (so nennt es Wikipedia) aus „Federation“ und „Universe“, was man als „Föderiertes Universum“ übersetzen kann. Es beschreibt die Idee eines dezentralen Netzwerks, mit dem jeder mit jedem kommunizieren kann, unabhängig von der verwendeten Software, der Plattform oder dem Server.

Man könnte das Fediverse als eine Art „Soziale Netzwerk“-Version von E-Mail beschreiben. Beim Versenden einer E-Mail ist es egal, bei welchem Anbieter man ist, ob man seine eigene Domain benutzt oder sogar seinen eigenen Mail-Server betreibt. Jeder kann jedem eine E-Mail schreiben.

Wären Facebook und Twitter Teil des Fediverse, könntet ihr auf Facebook euren Twitter Freunden folgen und umgekehrt. Leider weigern sich die beiden Netzwerke noch, aber das bekommen wir auch noch hin 😉

Skizze mit den verscheidenen untereinander vernetzten Plattformen im Fediverse

Das Fediverse beschreibt aber nur die Idee und nicht die Technologie! Weil du Mastodon erwähnt hast: Mastodon ist das größte und bekannteste Netzwerk im Fediverse und wird oft fälschlicherweise damit gleichgesetzt. Das Fediverse ist aber wesentlich älter und hat schon diverse technische Umsetzungen und Netzwerke entstehen und „sterben“ gesehen.

Mastodon hat das Fediverse zu dem gemacht, was es heute ist.

Was man aber sagen kann ist, dass Mastodon das bekannteste und am weitesten verbreitete Netzwerk im Fediverse ist. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass Mastodon das Fediverse erst zu dem gemacht hat, was es heute ist.

Ich glaube, ohne Mastodon würden wir das Gespräch gar nicht führen. 🙂

Das ist gut möglich 🙂 Nun geht es ja auf unserer Website hier um WordPress und dazu gibt es ja für Mastodon dank Deines Plugins eine besondere Verbindung. Aber warum sollte ich überhaupt mein Blog mit dem Fediverse verbinden? Reicht es nicht, wenn ich meine Blogbeiträge mit meinem persönlichen Account verbreite? Wo ist der Unterschied?

Matthias Pfefferle

Puh, das ist schwer zu beantworten, da beide Optionen ihre Berechtigung haben. Ich denke, es kommt auf die eigenen Anforderungen an. Durch die aktuelle Entwicklung auf Twitter, machen sich viele Journalisten und große Blogs Gedanken, ob sie weiter das Risiko eingehen wollen, ein Netzwerk auf einer Plattform aufzubauen, über die man keine Kontrolle hat und jederzeit befürchten muss, diese zu verlieren.

Das Fediverse hat hier natürlich diverse Vorteile, da man Accounts umziehen und sein Netzwerk einfacher zu einer neuen Instanz mitnehmen kann. Im Fall einer öffentlichen Mastodon Instanz hat man aber auch ähnliche Risiken wie auf Twitter. Der Betreiber kann den Betrieb von heute auf morgen einstellen und es besteht immer die Gefahr, nicht in der Lage zu sein, seine Daten rechtzeitig zu sichern.

Es gibt keinen externen Distributionskanal mehr. Alles läuft direkt über das eigene Blog.

Mit WordPress besteht dagegen die Möglichkeit, sowohl die Publishing-Plattform, als auch das Netzwerk selbst zu kontrollieren. Man postet nicht mehr über einen Twitter oder Mastodon et al. Account, sondern über das eigene Blog, und Besucher folgen nicht mehr den Social-Network-Accounts sondern den Autoren direkt auf dem Blog. Es gibt also keinen externen Distributionskanal mehr und alles läuft direkt über das eigene Blog.

Viele werden diese Verbindung vom Blog ins Fediverse vermutlich eher wie ein Share-Plugin begreifen. Ich glaube nicht, dass sie sich darüber klar sind, dass ihr Blog zu einer eigenen Instanz wird. Kannst Du den Unterschied für Einsteiger erklären? 

Matthias Pfefferle

Da sprichst du einen wichtigen Punkt an. Ich glaube die WordPress Community hat ihre Nutzer über die letzten Jahre hinweg so sehr auf Crossposting eingeschworen, dass genau dieser Unterschied immer wieder zu Fragen führt!

Bis vor ein paar Jahren war es gar nicht anders möglich, Inhalte ohne „Share“ oder „Crosspost“-Plugins auf sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Die Plugins sind meist so aufgebaut, dass WordPress-Artikel für einzelne Netzwerke aufbereitet und dann über deren APIs veröffentlicht werden (Crossposting).

Das hat lange Zeit gut funktioniert, aber es gibt auch Nachteile. Der Größte ist der oben beschriebene Punkt, der totalen Abhängigkeit vom Netzwerk. Ein weiterer Punkt ist der fehlende Rückkanal. Diskussionen zu dem Text/Bild/Video finden immer nur auf dem entsprechenden Netzwerk statt und weder die User eines anderen Netzwerks, noch die Besucher des Blogs bekommen davon etwas mit.

Es gibt keine verteilten Unterhaltungen mehr, sonder nur die eine.

Verbindet man sein Blog direkt mit dem Fediverse, haben die Leser immer noch die Möglichkeit, den Artikel auf ihrer bevorzugten Fediverse-Plattform und ihrer bevorzugten App zu lesen, zu kommentieren und zu teilen, diese Interaktionen werden aber über das ganze Netzwerk hinweg, also auch mit dem Blog, synchronisiert. Es gibt also keine verteilten Unterhaltungen mehr, sondern nur die eine, aber eben über verschiedene Systeme hinweg.

Beim Anschluss meines Blogs habe ich ja verschiedene Optionen: Ich kann das komplette Blog oder nur einen bestimmten Autor zum Absender der neuen Instanz machen. Was spricht für welche Variante? 

Matthias Pfefferle

Das hängt auch wieder sehr vom Anwendungsfall ab. Wenn du auf deinem Blog nur alleine schreibst, dann reicht der Blog-Account vollkommen aus. Für große Blogs oder Medienseiten, die mehrere Autoren haben/beschäftigen, ist die Kombination aus Blog-Account und Autoren-Accounts spannend.

In dieser Variante werden die Posts unter dem Namen des Autors veröffentlicht und der Blog-Account „boostet“ (die Fediverse Variante von Retweets) diese Posts nochmal an seine Follower. Das heißt, Leser sind in der Lage zu entscheiden, ob sie sich nur für die Artikel eines Autors interessieren oder ob sie dem ganzen Blog folgen wollen.

Nur Autoren-Accounts zu verwenden, macht wahrscheinlich dann Sinn, wenn ein Blog mehreren Autoren eine Bühne bietet, die aber sonst keinerlei Verbindung zueinander haben.

Wie detailliert kann ich den Account zu meiner Blog-Instanz einrichten (Avatar, Cover, Bio etc.) und kann ich das später auch nachbearbeiten und wie? Wie werde ich am besten gefunden und kann ich damit auch anderen folgen?

Matthias Pfefferle

Da steht WordPress den klassischen Netzwerken in nichts nach. Du kannst dein Bild, das Cover, die Profilbeschreibung und diverse weitere Informationen frei anpassen.

Das Einzige, was gerade noch nicht ohne weiteres funktioniert, ist das Umbenennen eines Autoren-Accounts (bei dem Blog-Account ist dies schon möglich). Das hängt aber hauptsächlich mit technischen Einschränkungen, unter anderem von WordPress, zusammen und wir arbeiten gerade an einer Lösung des Problems.

Screenshot des Mastodon-Profils von Matthias Pfefferle

Das Thema „gefunden werden“ ist ein spannendes Thema. Im Fediverse gibt es keine zentrale Suchmaschine, die alle Instanzen und Accounts kennt. Das bedeutet, dass ein „Follow Button“ etwas anspruchsvoller als auf klassischen sozialen Netzwerken ist.

Für WordPress bietet das ActivityPub-Plugin einen Block zum Folgen an.

Für WordPress bietet das ActivityPub-Plugin einen Block an, der zum Einen das Profil und den Benutzernamen anzeigt, zum Anderen aber auch etwas Hilfestellung gibt. Einfach im Block-Editor oder in einem Template /folge eintippen und den entsprechenden Block auswählen:

Wer sich etwas besser auskennt, kann einfach den Benutzernamen, den man auch auf der Willkommensseite des Plugins findet, in die Suche der Mastodon-Instanz eingeben und dem Account folgen.

Screenshot des Folgen-Formulars

Wenn mein Blog nun seine Beiträge trötet (in Mastodon postet), was erscheint davon alles im Posting? Die Antworten von dort erscheinen dann auch als Kommentar in meinem Blog. Funktioniert das auch weiter von da aus, wenn ich im Blog auf diesen Kommentar antworte? Wird also die Person, die zuerst via Mastodon kommentiert hat, auch wieder in Mastodon benachrichtigt, auch wenn ich ihr via Blog geantwortet habe? Wie tief geht diese Verknüpfung in den Kommentaren? Und wie zuverlässig funktioniert das im bereits Alltag? Haben die Hosting-Umgebungen von WordPress da auch Einfluss drauf?

Matthias Pfefferle

Du kannst fast frei entscheiden, wie dein Post auf Mastodon und anderen Fediverse-Instanzen aussehen soll. Du kannst grundlegend zwischen zwei Varianten wählen: „Notiz (Standard)“ und „WordPress-Beitragsformat“.

Screenshot der Einrichtungsoberfläche im ActivityPub-Plugin

Bei der Notiz-Variante kannst du über Shortcodes eine Art Template zusammenstellen, das dann für jeden Post verwendet wird. Über das Template kannst du entscheiden, ob der komplette „Content“ oder nur ein „Excerpt“ benutzt werden soll, ob du einen Link zu deinem Post anzeigen willst und vieles mehr.

Bei der „WordPress-Beitragsformat“-Variante versucht das Plugin, deinen Post anhand von Länge, Post-Format, Post-Type oder vorhandener Überschrift zu interpretieren und daraus die bestmögliche Darstellung zu generieren.

Kommentare und zukünftig auch andere Interaktionen wie Likes und Boosts werden natürlich auch auf dem Blog angezeigt und, was noch viel wichtiger ist, auch die ganze folgende Kommunikation, egal ob auf dem Blog oder im Fediverse.

Das heißt, du kannst Kommentare, die von Mastodon kommen bequem über den WordPress-Blog beantworten und das entstehende Gespräch wird in einen Kommentar-Thread eingeordnet. Die Tiefe und die Anzahl an Personen, die sich an einer Konversation beteiligen, spielt dabei keine Rolle. Es werden immer alle Teilnehmer eines Threads über neue Kommentare informiert.

Du kannst Kommentare von Mastodon bequem über den WordPress-Blog beantworten.

Das Thema Hosting ist schon fast ein eigenes Gespräch wert! Generell ist das Plugin so gebaut, dass es überall laufen sollte, wo auch WordPress läuft. ActivityPub hat aber ein paar Eigenheiten, die nicht auf jedem Hosting gleich gut oder überhaupt funktionieren. Es gibt regelmäßig Probleme mit Caching oder bestimmten Pfaden, die ein Hoster (aus vermeintlichen Sicherheitsgründen) blockiert. Das Plugin versucht, solche Fälle zu erkennen und gibt Hilfestellung, wie man das Problem beheben könnte.

Eine weitere Rolle kann der Traffic spielen. ActivityPub ist ein sehr „lautes“ Protokoll und kommuniziert sehr viel. Wenn ein Blog-Post oft geteilt wird, kann es sein, dass Seiten nicht mehr erreichbar sind, weil der Server überlastet ist. Das Verteilen eines neuen Posts an alle Follower kann anders herum auch sehr lange dauern, abhängig von der Anzahl der Follower.

Mein Ziel ist es aber weiterhin, ActivityPub für jede Art von Hosting zu ermöglichen und wir arbeiten an diversen Verbesserungen, um das Zusammenspiel mit Caching Plugins zu verbessern und um das Versenden von Posts auch bei großen Follower Zahlen zu optimieren.

Wie schon angesprochen löst die Verbindung via ActivityPub genial das alte Problem, dass beim Weitersagen von Blogbeiträgen in den traditionellen Social Media die Diskussion zerfasert statt zentral in den Kommentaren im Blog gesammelt zu werden. Trotzdem gibt es erst 6000+ Installationen. Woran liegt das und wie hat es sich bisher entwickelt? 

Matthias Pfefferle

Wenn ich das wüsste 🙂

Also erstmal sind es nicht nur die 6000+ Installationen. WordPress.com nutzt das Plugin etwas anders, was dazu führt, dass diese Installationen nicht in den 6000+ enthalten sind. Ich kenne die genauen Zahlen gerade nicht, aber ich würde schätzen, dass aktuell so knapp 20.000 Blogs das Plugin nutzen.

Das ändert aber nichts an deiner generellen Frage. Wenn man die Zahl einfach mit den eigentlichen Nutzern gleich setzt, oder die 27.331 Nutzer nimmt, die das Statistik-Tool FediDB zählt, ist das nicht wirklich viel im Vergleich zu Mastodons 7.488.820 Benutzern.

Ich glaube, auch hier gibt es nicht die eine Lösung. Das Thema ist noch so jung, dass viele das Fediverse immer noch wie klassische soziale Netzwerke nutzen: Ein Account bei Mastodon und dann anderen Mastodon-Usern folgen. Um auch das eigene Blog ins Fediverse zu bringen, muss man grundsätzlich verstehen, dass das Fediverse etwas neues ist und andere Mechanismen ermöglicht.

Es ist immer wieder schön, wenn Nutzer den Aha-Moment haben und verstehen, welches Potential Plugin und Fediverse haben.

Auf der anderen Seite hat auch die WordPress-Community die neuen Möglichkeiten noch nicht ganz verstanden. Wir hatten vorhin über „Crossposting“ geschrieben und das ist immer noch zu sehr in den Köpfen verankert. Es ist immer wieder schön, wenn Nutzer den Aha-Moment haben und verstehen, welches Potential (die verteilte Kommunikation zu vereinfachen und im Blog zu vereinen) das Plugin und das Fediverse haben.

Ich geb’ mir viel Mühe das ActivityPub-Plugin in Podcasts, Blog-Posts und Vorträgen zu bewerben, aber es ist immer noch ein langer Weg. Ich hoffe, dass unser kleines Gespräch vielleicht auch seinen Teil dazu beiträgt. 🙂

In unserem Gespräch damals ging es um die Frage, wie man die Verbindung seines Blogs mit dem Fediverse datenschutzrechtlich am besten behandelt. Sollte man in der Bio der Blog-Instanz irgendwie darauf hinweisen, dass etwaige Kommentare in Mastodon auch auf in den Blogkommentaren erscheinen? Gibt es da inzwischen ein Best Practice?

Matthias Pfefferle

Puh! Also ich bin kein Anwalt und kann, will und darf deshalb keine Rechtsberatung geben. Alles was jetzt folgt, ist also nur meine ganz bescheidene Meinung 🙂

Ich denke, dass wir uns damals schon nicht so ganz einig waren, welches jetzt der beste Ansatz ist. Ich glaube auch hier gibt es verschiedene Sichtweisen auf das Problem:

  1. Ich muss davon ausgehen, dass Kommentare, die ich auf Nachrichten im Fediverse schreibe, mit den entsprechenden Servern geteilt und dort gespeichert werden. Das ist wie ActivityPub funktioniert und deshalb sollte WordPress auch keine gesonderte Rolle spielen.
  2. WordPress ist kein Social-Network und einige Nutzer haben Probleme, einen Kommentar unter einem Blog-Post mit einem Kommentar auf Mastodon gleichzusetzen.

Long story short: Das Plugin bietet, ähnlich wie Mastodon auch, die Möglichkeit, so genannte Extra-Felder zu setzen. Ich würde jedem, der sich unsicher ist, empfehlen, diese Felder zu nutzen, um einen solchen Hinweis zu setzen und/oder auch auf sein Impressum oder die Datenschutzerklärung zu verweisen.

Seit April 2023 arbeitest Du für Automattic an der Anbindung von wordpress.com an das Fediverse. Warum interessiert sich Automattic dafür? Selbst Meta (der Konzern, zu dem u.a. Facebook gehört) ist hinsichtlich seines Kurznachrichtendienstes Threads am Thema dran. Ist das dezentrale Web das nächste große Ding in Sachen digitale Kommunikation und wenn ja warum?

Matthias Pfefferle

ActivityPub ist vor allem für neue und/oder kleinere Communities spannend, da es keine kritische User Base aufbauen muss, um interessant zu sein. Über das Fediverse hat man sofort Zugriff auf potentiell 12.014.370 Nutzer. Das macht sich, glaube ich, Meta zu Nutze, um Twitter einfacher Konkurrenz zu machen, aber noch viel mehr Potential bietet es natürlich für WordPress.

Bisher musste man neben seinem Blog auch diverse Social-Media-Accounts aufbauen und pflegen, oder es gab mit BuddyPress sogar die Bestrebung, WordPress selbst zu einem sozialen Netzwerk zu machen. Über das Fediverse lässt sich das alles jetzt ganz einfach und ohne großen Aufwand verbinden.

Über das Fediverse lässt sich alles ganz einfach und ohne großen Aufwand verbinden.

Was das für die Zukunft des Social Webs bedeutet, kann ich natürlich nicht sagen, aber in den mehr als 15 Jahren, in denen ich mich mit dem Thema beschäftige, gab es keine vergleichbare Entwicklung! 12 Millionen Nutzer, die auf über 30.000 Servern verteilt sind und sich trotzdem alle miteinander verbinden können, das ist schon ziemlich beeindruckend!

Für mich persönlich hat das Fediverse jetzt schon alles verändert! Ich benutze fast keine geschlossenen sozialen Netzwerke mehr und aus einem kleinen Hobby-Projekt ist ein Vollzeitjob geworden. Hättest du mir das vor 5 Jahren gesagt, hätte ich das nie für möglich gehalten.

Du entwickelst ja nicht nur das eine Plugin, sondern hast eine ganze Reihe davon. Magst Du uns einen kurzen Überblick dazu geben? 

Matthias Pfefferle

Um das besser zu verstehen, muss ich vielleicht kurz etwas über meine Historie erzählen. Ich habe Anfang der 2000er mit dem Bloggen begonnen. Damals noch mit b2, dem Vorgänger von WordPress.

Ich war schnell fasziniert von der Web 2.0 Bewegung, jeder hatte sein eigenes Blog und über Pingbacks und Trackbacks war es trotzdem möglich sich auszutauschen. Es war schön chaotisch, anarchistisch und dezentral. Mit dem Aufkommen von Facebook und anderen sozialen Netzwerken hat sich das Web aber verändert.

Eigene Seiten verschwanden reihenweise aus dem Netz und Gespräche fanden fast nur noch hinter den walled gardens der Facebooks und Twitters statt. Seit dieser Entwicklung, versuche ich Wege zu finden, um dem entgegenzuwirken und da ich selbst WordPress nutze, sind daraus natürlich erstmal WordPress-Plugins entstanden.

Webmentions sind eine Art Weiterentwicklung von Pingbacks, die auch Likes und Boosts unterstützt.

Über die Jahre sind einige davon entstanden, alle mit dem Ziel, WordPress in irgendeiner Form zu dezentralisieren. Vor 14 Jahren hab’ ich beispielsweise schon an einem Fediverse Plugin gearbeitet, welches das Vorgänger-Protokoll von ActivityPub implementiert hat.

Aktuell finde ich aber zwei Bewegungen spannend. Das Fediverse haben wir ja schon zu genüge besprochen, aber daneben gibt es mit dem IndieWeb noch eine weitere Bewegung, die ein ganz ähnliches Ziel hat, aber mit wesentlich simpleren Mitteln arbeitet.

Das Plugin dazu ist das Webmention-Plugin. Webmentions sind eine Art Weiterentwicklung von Pingbacks, die auch eine vollwertige dezentrale Kommunikation sowie Likes und Boosts unterstützt. Wen das Thema generell interessiert, sollte definitiv das IndieWeb Wiki besuchen!

Wie sieht es inzwischen mit der Anbindung an WordPress.com aus und wie können wir selbsthostenden Nutzer davon profitieren?

Matthias Pfefferle

WordPress.com benutzt das gleiche Plugin (mit kleinen Abwandlungen), das auch über WordPress.org erhältlich ist. Alles, was wir für WordPress.com entwickeln, ist also auch für jedes selbst gehostete WordPress verfügbar.

Gibt es sonst noch etwas, das Du Einsteigern ins selbstgehostete WordPress und/oder ins Fediverse sagen möchtest?

Matthias Pfefferle

Probiert es einfach aus, ihr könnt nichts kaputt machen! Das Plugin ändert nichts an euren Posts und ihr müsst euch an keinen neuen Workflow gewöhnen.

Das Plugin arbeitet einfach im Hintergrund und im besten Fall bekommt ihr nur die positiven Auswirkungen davon mit: Mehr Leser, mehr Kommentare und mehr Diskussionen!

Probiert das Plugin einfach aus, ihr könnt nichts kaputt machen!

Da WordPress kein Social Network ist, sind manche Funktionen etwas schwer umzusetzen, aber wir sind immer offen für Feedback und freuen uns über jede Anregung! Schreibt mich einfach über Mastodon, GitHub oder WordPress.org an und abonniert meinen Blog 🙂

In der Regel beantworte ich alle Fragen!

So wie meine hier. 😉
Vielen herzlichen Dank dafür!

Foto und Screenshots (außer Beitragsbild): Matthias Pfefferle

Avatar von Annette Schwindt

Kommentare

6 Antworten zu „Via ActivityPub Gespräche zurück ins WordPress-Blog holen“

  1. @blog @annette @pfefferle
    Das ist ja mal richtig ausführlich, dieses Interview von euch beiden! Vielen Dank dafür.

    Am besten abends bei einem Glas Wein 🍷 oder so genießen. Oder was immer man zum Genießen bevorzugt.

    1. @pmmueller @blog @pfefferle Danke! 🤗 Der Austausch hat mir auch richtig Spaß gemacht! 👍🏻👍🏻👍🏻

  2. @blog @annette vielen dank nochmal für die Einladung und danke an @pmmueller für die lieben Worte 🙂

    1. Hallo Matthias,

      och nee, die Kommentare waren allesamt im SPAM gelandet, deshalb erschienen sie hier nicht. Da hätte ich ja auch mal selbst drauf kommen können 😇

  3. Avatar von Burgeule

    Hallo,
    vielen Danke für die Einführung und Erklärung.
    Was muss man denn bei ActivityPub bezgl. DSGVO / Cookies / IP-Adressen wissen?
    Wenn ich z.B. aus Sicherheits- / DSGVO- / sonstigen Gründen bei mir im Blog gar keine Diskussionen möchte sondern, z.B. nur meine Artikel mittels ActivityPub „öffenen“ / zur Verfügung stellen will?
    Macht das Plugin dann auch Sinn bzw. was muss ich beachten?
    Beste Grüße Tim

    1. Hallo,
      auf Anhieb weiß ich nicht, wie sich ActivityPub bezüglich Cookies etc. verhält.

      Wenn du aber in deinem Blog gar keine Diskussion haben willst, würde ich spontan vom Gefühl her sagen, dass ActivityPub dann überflüssig ist. Es geht ja gerade um das „Gespräche zurück ins WordPress-Blog holen“. Wenn du das nicht möchtest, erscheint es einfacher, die Kommentare auszuschalten und die URL zum Beitrag manuell im Fediverse oder sonstwo zu posten. Dann kann die Diskussion dort stattfinden. Dazu braucht man dann kein ActivityPub.

      Du kannst deine Fragen aber auch im Support-Forum von ActivityPub stellen. Matthias liest und beantwortet dort (fast) alles.

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