Collage verschiedener Theme-Screenshots

Interview mit Anders Norén: „Blöcke sind die Zukunft von WordPress“

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Seit Jahren empfehlen wir die  Themes von Anders Norén. Das Standardtheme Twenty Twenty, 2019 auf der Basis seines Themes Chaplin entwickelt, war jahrelang auf dieser Website im Einsatz, und es war dieses Standardtheme, das (zusammen mit dem Plugin Twentig) für mich zum Beginn des Arbeitens mit Blöcken wurde. Über Social Media hatten wir damals immer mal wieder Kontakt, aber zuletzt hat sich das verlaufen. Das Letzte, was ich mitbekommen habe, war sein Theme Tove als eines der ersten Block-Themes. Seitdem ist viel passiert. Zeit, uns auf den neuesten Stand zu bringen (Interview im englischen Original lesen):

Hi Anders, wir freuen uns sehr, dass du diesem Interview zugestimmt hast. Erzähl uns, was bei dir seit Chaplin und Tove alles passiert ist.

Anders Norén

Ich freue mich darüber, dass ihr mich interviewt. Die letzten paar Jahre waren ereignisreich, sowohl was das Persönliche als auch was das Berufliche angeht. In den vergangenen zwei Jahren war ich fast ausschließlich im Auftrag des Special Projects Teams von Automattic tätig und habe zusammen mit vielen talentierten Leuten sowohl intern als auch für externe Partner Dinge designt und gebaut. Zu diesen Leuten gehört auch Christy Nyiri, die beim WordCamp US aufgetreten ist, um ein bisschen darüber zu berichten, woran das Special Projects Team gearbeitet hat. Schaut euch das unbedingt mal an.

Auf der persönlichen Seite ist es jetzt ungefähr ein Jahr her, dass ich mit meiner Partnerin Rebecka von Stockholm nach Vemdalen umgezogen bin. Das ist ein Ort mit 600 Einwohnern, die in der am spärlichsten besiedelten Provinz von Schweden in der Nähe der schwedisch-norwegischen Berge liegt. Abgesehen davon, Rebecka kennengelernt (und vielleicht WordPress entdeckt) zu haben, ist dieser Umzug, glaube ich, das Beste, was mir je passiert ist. Ich bin in einem kleinen Ort aufgewachsen und es war mir nicht bewusst, wie sehr es mir gefehlt hatte so zu leben, bis wir uns dazu entschieden hatten, Stockholm hinter uns zu lassen. Jetzt leben wir zehn Minuten von der Baumgrenze entfernt und haben die meiste Zeit des Jahres Schnee. Auch wenn ich Restaurants und Cafés sehr vermisse, kann ich mir nicht vorstellen, jemals wieder in einer Großstadt zu leben.

Außerhalb der Arbeit versuche ich, so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen. Im vergangenen Jahr habe ich mir eine zweimonatige Auszeit von Computerbildschirmen genommen, um die ganze schwedische Bergkette zu durchwandern und ich hoffe, dass ich diese Reise in den kommenden Jahren nochmal auf Skiern wiederholen kann.

Ich habe auch weiterhin kostenlose Block-Themes veröffentlicht, das neueste davon ist Pulitzer. Aber ich verbringe nicht mehr so viel Zeit damit, wie ich es mal getan habe. Mein neuestes Projekt ist Filmvorführer im kleinen Kino in unserem Ort.

Screenshot des Pulitzer-Themes mit ganz cleanem Schwarz auf Weiß Bloglayout

Auf der Theme-Seite einer Website schreibst du „Meine Themes sind schnell, sorgfältig gebaut und Open Source. So wie WordPress selbst.“ Was magst du so an WordPress und was denkst du über Projekt Gutenberg?

Anders Norén

Ich mag, wie flexibel es ist. Du kannst WordPress ausweiten, verändern oder komplett abspalten wie auch immer du willst, und alles andere, was ich daran mag – vor allem die Community – hat sich von da aus entwickelt. Ich habe meine erste WordPress-Installation aufgesetzt, weil ich das Theme verändern wollte, das ich auf wordpress.com benutzt hatte (damals vor einem halben Leben, im Jahr 2007). Ich habe mich bei wordpress.org registriert, weil ich Hilfe mit dem PHP brauchte.

Was Gutenberg betrifft, ja das hatte einen holprigen Start aber mit jedem Jahr wird es in großen Sprüngen immer besser. Trotz all dem Gemurre in der Community beim Start von WordPress 5.0 ist es heute unvorstellbar, wie WordPress aussehen würde, wenn es noch mit dem daherkommen würde, was wir heute den klassischen Editor nennen.

Du hast seit Tove schon einige Block-Themes entwickelt. Was hast du seitdem gelernt und eie haben sich deien Themes dabei entwickelt?

Anders Norén

Mal von technischen Funktionen abgesehen glaube ich, dass das Wichtigste, das ich gelernt habe, ist, welche Art von Themes ich bauen möchte. Meine frühen Block-Themes wie Tove und Poe versuchten Themes zu sein, die auf alles passen, mit vielen Vorlagen, die viele Anwendungsfälle abdecken. Aber mit der Zeit haben mich eher kleinere, nischigere Themes angezogen. Mein Linktree-artiges Theme Oaknut ist ein gutes Beispiel dafür. Es hat Spaß gemacht, das zu bauen, und es ist leicht auf dem Laufenden zu halten.

Screenshot des Themes Oaknut mit gelbem Hintergrund und Oaknutlogo sowie verschiedenen abgerundeten Buttons mit links untereinander

Diejenigen, die umfangreichere Themes suchen, haben die Auswahl zwischen vielen großartigen Premiumthemes, darunter Ollie und Rockbase. Aber ich empfehle meistens einfach Twenty Twenty-Four. Es spricht einiges dafür, dass dies das beste Standard-Theme aller Zeiten ist, und Twenty Twenty-Five entwickelt sich zu einem guten Nachfolger.

Mike McAlister von Ollie WP hat gesagt, dass Vorlagen den Unterscheid bei Block-Themes machen. Stimmst du der Bedeutung von Vorlagen zu, was die Persönlichkeit von Block-Themes angeht?

Anders Norén

Definitiv. Ich hoffe, die weitere Arbeit am Vorlagenverzeichnis wird dafür sorgen, dass nicht mehr jedes Theme eigene Vorlagen für die üblichen Layouts enthalten muss. Sorgfältig ausgearbeitete eigene Vorlagen werden aber immer eine Möglichkeit für ein Theme sein, aus der Masse hervorzustechen. Die Schwierigkeit mit den Vorlagen im Verzeichnis ist, dass die, die für sich genommen mit starken Farben und dramatischer Schrift am meisten auffallen, vermutlich nicht mit dem Aussehen des Themes zusammenpassen, dass man gerade nutzt. 

Ein anderes Problem ist, dass es in Block-Themes keine standardisierte Benennung für Abstände, Typografie und Farbvariablen gibt. Das bedeutet, dass eine Vorlage, die für das eine Theme gebaut wurde, völlig anders aussehen kann, wenn es in ein anderes importiert wird. Die von mir oben angesprochenen auffallenden Vorlagen lösen das, indem sie Stil-Einstellungen für die Blöcke im Vorlagen-Markup mit einschließen, wobei das wieder eigene Probleme mit sich bringt. Stell dir vor, du fügst fünf verschiedene Vorlagen aus dem Vorlagenverzeichnis zu Deiner Website hinzu, von denen jede Buttons mit eigenen Stilen enthält, die direkt im Block-Markup eingebettet sind. Das sind dann fünf Vorlagen mit jeweils verschieden aussehenden Buttons, von denen keiner aussieht wie die Stilvorlage, die du im Website-Editor festgelegt hast. Es macht keinen Spaß, dann alle Vorlagen durchgehen zu müssen, die du aus dem Vorlagenverzeichnis hinzugefügt hast.

Es ist schwer, dafür eine Lösung zu finden, weil es keinem Freude macht, wenn das Vorlagenverzeichnis nur Vorlagen enthält, die generisch genug sind, in jedem Theme zu funktionieren. Bis auf Weiteres haben Theme-Entwickler, die maßgeschneiderte Vorlagen in ihre Themes einbauen, einen riesigen Vorteil.

Wenn man Full-Site-Editing zuende denkt, würde doch ein einziges grundlegendes Theme ausreichen, weil ein Block-Theme kaum mehr ist als eine Standard-Konfigurations-Datei für den Website-Editor, die von jedem Nutzenden geändert werden kann. Glaubst du, Themes werden überhaupt noch lange existieren?

Anders Norén

Oh ja. Gib den Nutzenden die Wahl zwischen A) einem weißen Blatt, das angepasst werden kann, und B) einem fertigen Design mit Layouts, die ihre Probleme lösen, und mit einem Aussehen, das sie anspricht, dann denke ich, es werden 9 von 10 Option B wählen. Ich glaube, das wird immer der Fall sein, egal wie nutzerfreundlich wir die Werkzeuge machen. Themes werden weiter leichter und schneller erstellt werden können, aber selbst wenn sie am Ende nur noch aus einer einzigen theme.json-Datei bestehen, die Farben, Typografie und Layout festlegt, würden die meisten Menschen immer noch lieber einen Ausgangspunkt wählen, der sie anspricht als einen von Grund auf selbst zu erstellen. Theme-Entwickler werden so schnell nicht verschwinden.

(Vielleicht rede ich mir das auch nur ein. Ich mag, was ich tue!)

Du hast deine klassischen Themes (die du legacy themes nennst) noch auf deiner website gelistet. Wie schwierig ist es, sie mit dem neuen WordPress aktuell zu halten und was glaubst du, wie lange klassische Themes überhaupt noch unterstützt werden?

Anders Norén

Lustigerweise sind klassische Themes leichter zu warten als Block-Themes, weil sie mehr oder weniger in der Zeit eingefroren sind seit Block-Themes eingeführt wurden. Ich musste ein paar kleinere Kompatibilitäts-Updates für neue PHP-Versionen machen, aber ansonsent hab ich sie kaum verändert seit ich sie vor sechs Jahren aktualisiert habe, um den blockbasierten Inhaltseditor zu unterstützen.

Die Block-Themes aktuell zu halten, war eher eine Herausforderung wegen der großen und kleinen Veränderungen in jeder WordPress-Version, aber die Anzahl durchgreifender Änderungen ist in den letzten paar Versionen gesunken, wofür ich dankbar bin.

Ich denke, der klassische Editor wird ziemlich bald nicht mehr offiziell unterstützt werden, aber ich glaube, dass klassische PHP-basierte Themes noch lange, lange Zeit da sein werden. Es wird noch Jahre dauern bis so viele Websites mit Block-Themes betrieben werden wie die, die mit klassischen Themes laufen. Und selbst dann, wenn wir diesen Punkt erreichen, bezweifle ich, dass die Verantwortlichen ein Fünftel aller Websites nicht mehr unterstützen werden (bezogen auf den derzeitigen Marktanteil von ca. 40 Prozent).

Zumindest in Deutschland gibt es noch viele, die sich weigern, die Vorteile von Blöcken anzuerkennen, gar nicht erst zu reden von Block-Themes oder Full-Site-Editing. Sie bleiben stattdessen lieber bei klassischen Themes und Pagebuildern. Wie können sie davon überzeugt werden, ihre Meinung zu ändern?

Anders Norén

Auf die Gefahr hin, dass ich es damit übertreibe, das Theme-Loblied zu singen… Die meisten Leute wählen einfach das Theme, das ihnen gefällt und benutzen dann den Pagebuilder, den das Theme verlangt. Es gab lange nicht viele Block-Themes, aus denen man hätte auswählen können, was bedeutet, dass die meisten Nutzer von Block-Themes als Pioniere bereit waren, mit den Eigenheiten und den Bugs (all den vielen Bugs) des frühen Website-Editors klarzukommen. Ich verstehe diejenigen völlig, die von dem holprigen Start abgeschreckt waren und jetzt zögern, es nochmal mit Block-Themes zu versuchen. Aber ich hoffe, dass der beständige Strom von sowohl kostenlosen als auch kostenpflichtigen hochwertigen Block-Themes sie wieder anlocken wird.

Die Agenturleute werden eine härtere Nuss sein, aber ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit bis die auch bekehrt werden. Blöcke sind die Zukunft von WordPress.

Gibt es noch etwas, das Du uns und den Lesern sagen möchtest? 

Anders Norén

Einer meiner Lieblingsaccounts aus dem Höllenloch, das wir mal als Twitter kannten, war das eines Designers und früheren Theme-Entwicklers Orman Clark, der wertvolle Designtipps teilt wie: „Design-Tipp: Mach mal Pause“ und „Design-Tipp: Iss eine Banane“.

Hier ist meiner:

Design-Tipp: Schlaf mal eine Nacht draußen

Es kann dein Leben verändern.

Weiter Sternenhimmel über dem hell erleuchteten Ort Vemdalen

Fotos: Anders Norén

Avatar von Annette Schwindt

Kommentare

2 Antworten zu „Interview mit Anders Norén: „Blöcke sind die Zukunft von WordPress““

  1. Dankeschön für das Interview und die Übersetzung.

  2. @blog
    Das Interview hat mich dazu gebracht, mir mal die Block-Themes von Anders genauer anzuschauen, und dabei habe ich »Hideo« entdeckt:

    https://hideo.andersnoren.se

    Genau sowas habe ich gesucht. Vertikale Navigation (mobil horizontal), und viel Platz für Bilder im Inhaltsbereich.

    Use case: Relaunch von https://feickecartoons.de, das momentan mit dem Classic Theme Fukasawa läuft (von 2014, auch von Anders).

    Sobald das Manuskript für die neue Auflage fertig ist, werde ich das ausprobieren.

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