Vor ein paar Wochen kam bei einem Besuch von Johannes Mirus und Sascha Foerster von Bonn.digital bei mir zuhause die Sprache auf das neue WordPress und die wunderbare Welt der Blöcke. Die beiden waren bis dahin nämlich nicht gerade begeistert davon. Nachdem ich ihnen eine kleine Demonstration gegeben und auch Peter wegen einer konkreten Layoutfrage zugeschaltet hatte, konnten wir wohl ein erstes Interesse wecken. Dann hörten wir länger nichts mehr bis zu diesem Toot auf Mastodon:
Es hat uns sehr gefreut zu erfahren, dass wir Dich mit unserer Begeisterung für Blöcke anscheinend anstecken konnten! Habt Ihr seitdem den Block-Editor zum Erstellen von Layouts für Inhalte eingesetzt?
“Ich bin versöhnt“
In der Tat hast du mich mit der Begeisterung angesteckt. Wir waren sowieso dabei, einen Relaunch der Website zu planen.
Ich muss zugeben, dass ich über die Jahre immer mehr die Lust auf WordPress verloren hatte. Erst die ewige Suche nach einem passenden Theme, nur um dann festzustellen, wie eingeschränkt das Theme ist. Dann suchte man nach flexiblen Multipurpose-Themes und einigte sich auf eine Variante, die erstmal gut aussah.
Wir hatten zuerst die Themes Newspaper und später Impreza für Bonn.digital. Zuerst war es der “Visual Composer” mit dem man etwas komplexere Seiten bauen konnte. Dann kam WP Bakery, Impreza nutzt aber lieber den eigenen tagDiv Visual Composer, jeweils mit Frontend und Backend-Editoren.
Parallel dazu stellte WordPress von seinem klassischen Editor auf den Block-Editor um. Zwischendurch wusste man wirklich nicht mehr, wo einem der Kopf steht vor lauter Pagebuildern. Da hat sich WordPress wirklich keinen Gefallen getan. Aber ich sag‘s auch gleich: ich bin versöhnt.
Und um deine Frage noch zu beantworten: ich bin noch fleißig am Testen, um gleich alles richtig aufzusetzen, wenn wir dann auf den Block-Editor und das Full-Site-Editing wechseln. Ich bin schon voller Vorfreude nach den ersten Tests und Probeläufen.
Nutzt Ihr auch schon selbstgebaute wiederverwendbare Vorlagen (Patterns)? Und wenn ja, wofür?
“Die Idee finde ich großartig“
Peter war ja nach unserem Gespräch so nett, unsere rote Bonn.digital-Fläche, die zu unserem Design gehört, mit einer SVG und ein paar Zeilen Code nachzubauen. Daraus habe ich jetzt eine wiederverwendbare Vorlage erstellt, die wir an beliebiger Stelle einsetzen können.
Praktisch finde ich, dass man auch einstellen kann, dass sich Änderungen im Template synchronisieren und ich das Design so nur noch an einer Stelle ändern muss, was danach überall sichtbar wird.
Und ihr erzählt mir ja schon von WordPress 6.6 wo man beides kombinieren kann: ein Teil des Designs synchronisiert (z.B. die Farbe), aber der Text kann überall individuell sein. Da bin ich auch sehr gespannt, wie sich das in der Praxis bewährt, aber die Idee an sich finde ich schon großartig. Mit den bestehenden Pagebuildern ging das auch, aber es war so unbequem, dass man doch lieber überall von Hand die Änderungen machte.
Was ist passiert, dass Du inzwischen nicht nur den Block-Editor nutzt, sondern auch über Block-Themes und den Website-Editor, also Gutenberg Phase 2, so enthusiastisch tootest?
“WordPress macht plötzlich wieder Spaß“
WordPress macht plötzlich wieder Spaß und Sinn. Mit WordPress ging es bei mir im Studium los. Es war ein kleiner Reiseblog für die Familie zu Hause. Damals gab es ja die berühmte (und berüchtigte) 5-Minuten-Installation (die nie 5 Minuten war). Da habe ich das erste Mal mit der eigenen Domain gefühlt, was es heißt, wenn man digital souverän ist. Mein Server, meine Domain, mein Blog. Hier schreibe ich, werde gelesen und kann in den Dialog gehen.
Über die Jahre ist der Enthusiasmus immer weiter ausgebremst worden. Gute Designs nur noch gegen Geld, jedes Plugin nutzt das Backend als Werbefläche bis man zahlt und Übergriffe im Menü um aufzufallen. Teils musste ich neue Plugins installieren, damit die anderen Plugins mein Backend nicht so zumüllen. Und Themes waren auch immer Silos, in denen man gefangen war. Zahlte man nicht mehr, gab es eventuell keine Updates mehr. Wollte man auf ein anderes Design umziehen, musste man quasi bei Null anfangen, weil es die Seiten zerschossen hat. Und oft genug sind sich die vielen Pagebuilder-Editoren so in die Quere gekommen, dass wir manche Seite gar nicht mehr bearbeiten konnten.
Die Verlockungen und der Druck von den Social-Media-Marketing-Plattformen wie Facebook und LinkedIn sorgten auch dafür, dass man wusste, wenn man direkt dort postet, bekommt man höhere Reichweiten als mit dem Link auf den eigenen Blog.
Kurzum: der Block-Editor und der Full-Site-Editor geben mir nach Jahren der Unlust wieder die digitale Souveränität von früher zurück, sogar noch mehr als in den frühen WordPress-Jahren, wo man durch vorgefertigte Themes doch sehr eingeschränkt war. Jetzt ist es vielleicht eher wieder ein Tool der unbegrenzten Möglichkeiten, wo man aber erstmal neu durchsteigen muss. Und das macht mir gerade immer mehr Freude, je mehr ich sehe. Eure Freude an der Sache war da einfach ansteckend.
Was begeistert dich bei Block-Themes und am Website-Editor im Vergleich zu klassischen Themes am meisten?
“Das Design voll unter Kontrolle“
Bei den Testläufen konnte ich recht schnell unser Firmen-Design als ein eigenes Theme speichern, d.h. Farbpalette, Schriftarten, Schriftgrößen. Überrascht war ich dann, dass auch alle nachladbaren Module danach schon im richtigen Design waren, sodass ich kaum noch nacharbeiten muss.
Und dann hat es irgendwann klick gemacht, dass ich im Grunde das Design zu 100% in der Hand habe und zwar nicht durch ein gekauftes Theme mit Pagebuilder-Plugin.
Der Website-Editor und die Block-Themen geben mir tausende Optionen, eigene Blöcke zu bauen oder Blöcke von anderen zu nutzen, nativ in WordPress eingebaut, aber auch mit der Möglichkeit, selbst Erweiterungen im Code zu schreiben oder den Code anderer zu kaufen und zu nutzen. Es ist einfach Teil von WordPress selbst geworden, dass man das Design voll unter Kontrolle hat. Und das macht wieder Spaß.
Du hast mir gesagt, Du hättest erst „an der Oberfläche gekratzt“. Was hast Du damit gemeint?
Experimentieren
Ich experimentiere noch, dabei mache ich Fehler. Ich bin zum Beispiel davon ausgegangen, dass ich kein Child-Theme mehr brauche, weil ich mein eigenes Theme jetzt herstelle. Aber in der Tat wäre es praktisch, wenn ich die Grundlage meiner Anpassung, nämlich TwentyTwentyFour auch in Zukunft aktualisieren kann, ohne deswegen mein personalisiertes Theme wieder anzufassen.
Was ich auch gerne wüsste: wie ist das, wenn jetzt TwentyTwentyFive rauskommt, kann ich dann einfach das Haupttheme ändern und mein Childtheme kann von TwentyTwentyFour auf TwentyTwentyFive umgestellt werden? Ich werde es bald erfahren. So wie ich Peter in seinem Blog gelesen habe, war die Umstellung von TwentyTwenty auf TwentyFour gut gelaufen.
Wie hast Du vorher mit WordPress gearbeitet? Konntest Du Templates per php oder Layouts mit HTML und CSS anpassen? Oder hast Du für alles Pagebuilder benutzt?
“Da bleibt kein Wunsch offen“
Angefangen von kleineren CSS-Anpassungen, über Änderungen in der functions.php, Child-Themes, fast dutzende Pagebuilder und manchmal auch kleinere Code-Anpassungen direkt im Template habe ich schon alles ausprobiert. Wir haben inzwischen eine Multisite mit Multinetwork, ca. 20 WordPress-Seiten stecken da drin, teils für unsere Events und für Projekte.
Aber da jetzt klar ist, WordPress kann sein eigenes Design bearbeiten, bzw. ich kann das strukturiert und organisiert bearbeiten, im Backend etwas reduziert und übersichtlich, dafür im Code bis in die feinsten Details, da bleibt kein Wunsch offen. Ich stelle mir gerade sogar vor, nach und nach alle unsere Websites auf Basis eines Designs aufzubauen und alle externen Themes und unnötigen Plugins danach zu entfernen.
Was gefällt Dir noch nicht so richtig, oder was fehlt Dir sogar noch ganz?
“Einstieg wirklich einfach“
Immer wieder stoße ich noch an kleine Grenzen der Anpassbarkeit, bzw. muss ich mich erst noch orientieren. Wie kann ich z.B. Überschriften der Ebene H3 farblich ändern, das hat mich etwas Suchzeit gekostet. Oder warum kann ich die SVG-Icons nicht mit einem Farbverlauf ausstatten (da habe ich dem Entwickler ein Feature Request geschickt).
Und dank jemandem wie dir, der das Backend einmal kurz erklärt und sagt, worauf man achten muss, ist der Einstieg doch wirklich sehr einfach. Ohne dich hätte ich viel länger gebraucht. Aber wenn man einmal die Kniffe raus hat, kann man sogar Webseiten in 30 Minuten nachbauen, so wie Jamie Marsland das machen lässt.
Dass WordPress sein Projekt Gutenberg schlecht eingeführt hat, ist bekannt. Ihr wart bis zu unserem Gespräch auch nicht angetan davon und so geht es immer noch vielen. Wie könnte man sie vom neuen WordPress und den Vorteilen der Blöcke überzeugen?
“Aus der Raupe schlüpft ein Schmetterling“
Gute Frage! Vielleicht helfen solche Interviews mit begeisterten Menschen, die die Chancen im neuen System erkennen.
Bisher gibt es selbst bei WordPress-Webdesignern immer noch sehr viele, die sich zu 100% auf Pagebuilder verlassen und auch nichts anderes mehr können oder wollen. Wie sagte ein Designer: “Mein erstes Plugin ist Gutenberg zu blocken”. Ich wiederum würde nur noch Entwickler*innen und Designer*innen beauftragen wollen, die zumindest bereit sind, sich die Vorteile noch mal anzuschauen und zu erkennen, dass WordPress aus seinen Fehlern gelernt hat und so langsam aus der Raupe ein Schmetterling schlüpft. Wir gucken quasi gerade dabei zu, wie die WordPress-Community da was sehr Schönes geschafft hat.
Danke, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast und danke an Dich und Peter für die steten Impulse und Hinweise, sei es persönlich, in euren Blogs, Büchern oder in Videoform. Ihr seid im besten Sinne Wegweiser in die Zukunft von WordPress.
Foto von Sascha: Marc John
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